Peter-Habeler-Runde: Etappen Guide für Sportliche & was ich das nächste Mal anders machen würde…

 


Eines mehr Sommer Highlights 2020 war die Peter-Habeler-Runde in den Tuxer Alpen.
Covid-bedingt sind meine internationalen Reise- und Trekkingpläne aktuell auf unbestimmte Zeit verschoben. Das ist aber kein Grund daheim zu bleiben, wenn es im eigenen Land so viele tolle Höhenwege gibt.

Für die Peter-Habeler-Runde habe ich mich deshalb entschieden, weil ich diese Gegend Tirols bisher zu wenig kannte und mein Ausgangspunkt im Valsertal ab Innsbruck gut mit Öffis erreichbar war.

Üblicherweise findet man die Runde mit 6 bis 7 Etappen, aber da ich gerne etwas flotter von Hütte zu Hütte unterwegs bin, habe ich für die ungefähr 64 km insgesamt 4 Tage eingerechnet. Dabei habe ich jeden Tag durchschnittlich 1.500 Höhenmeter im Aufstieg absolviert und immer noch genügend Zeit für lange Pausen mit atemberaubendem Panorama gehabt. Untwegs war ich Ende Juli, wo der Höhenweg größtenteils schneefrei war.

1. Tag: Vals Touristenrast - Geraer Hütte - Tuxer-Joch-Haus
Von der Endstation des Busses geht es zuerst recht gemütlich auf einem breiten Fahrweg und danach über einen schönen Steig gute 1000 Höhenmeter rauf zur Geraer Hütte. Wer will, kommt da schon richtig ins Schwitzen! Der Tag war noch jung und nach einer super schönen Mittagspause in einer Wiese oberhalb der Hütte bin ich am Steinernen Lamm vorbei über die Kleegruben Scharte und das Kaserer Schartl weiter zum Tuxer Joch Haus gewandert. Immer schön auf- und ab auf tollen Steigen mit fantastischen Tal- und Bergblicken. Rückblickend war das einer der schönsten Abschnitte auf der Peter-Habeler-Runde - nicht nur, weil einem auch zur Hauptsaison recht wenig Leute begegnen.


2. Tag:
Tuxer-Joch-Haus - Olperer Hütte
Am zweiten Tag ging’s durch das leider im Sommer extrem hässliche Schigebiet zur Friesenberg Scharte. Wenn im Sommer die Hubschrauber über dem Gletscher kreisen, die neues Baumaterial heranschaffen und wenn man die platt gewalzten Pisten so sieht, tut’s einem richtig im Herzen weg. Wir Menschen gehen schon grausam mit unserer Natur um!

Ich war mich nicht sicher, was ich an der Friesenberg Scharte erwarten sollte… davor habe ich gelesen, dass die Friesenberg Scharte quasi als die Schlüsselstelle des Fernwanderwegs München-Venedig gilt und weniger geübte Wanderer diesen Teil gerne auslassen. Ganz ehrlich: Diese Stelle war weniger dramatisch, als mein ansonsten sehr vertrauenswürdiger Rother Reiseführer mir glauben machen wollte. Der Abstieg ist sehr gut seilversichert und stellt für trittsichere Wanderer keine große Hürde dar. Von hier aus hätte man auch einen Abstecher zum hohen Riffler machen können, aber der Geröllhaufen hat mich an diesem Tag einfach nicht angelacht. Deshalb bin ich lieber gleich weiter Richtung Olperer Hütte mit der famous Insta-Hängebrücke über dem Schleigeis Stausee. Das ich wohl nah an einem touristischen Hot-Spot bin, haben mich schon die schwer schnaufenden, rotköpfigen, blassen Wanderer wissen lassen, die mir entgegen gekommen sind. Das Mittagsschläfchen in der Sonne etwas abseits vom Höhenweg war deshalb eine gute Idee, bevor ich weiter zur Hütte bin.


Durchaus amüsant, was sich da auch in einem Corona-Jahr (oder gerade deshalb?) unter der Woche abspielt. Wenn aber die Schlange der Leute (vorwiegend Männer), die nur andere Leute (vorwiegend knapp bekleidete Frauen) auf der Hängebrücke fotografieren mehrere Meter zurück staut, will ich gar nicht wissen, was sich da an einem ganz normalen Sonntag abspielt… 


3. Tag: Olperer Hütte - Pfitscher Joch Haus + Gipfelbesteigung Rotbachlspitze

Am nächsten Tag bin ich gleich nach dem Frühstück los auf dem Höhenweg Richtung Pfitscher Joch Haus; die Höhenmeter sind überschaubar, da hatte man mehr Zeit diesen tollen Abschnitt länger zu genießen! Zum Unterschrammachkar muss ich unbedingt wieder einmal - vielleicht sogar zu einer Sternschnuppen-Nacht. Die Bachquerung am Oberschrammachkar kann direkt nach der Schneeschmelze sicherlich zur Herausforderung werden. Ende Juli war dies aber kein großes Hindernis. 



Wenig später habe ich auch schön die Grenze zu Italien passiert und bin am Pfitscher Joch gestanden und hab den Ausblick genossen. Um mein reserviertes Bett im Pfitscher Joch Haus zu beziehen war es noch viel zu früh, deshalb bin ich weiter zur Rotbachlspitze. Ein lohnender Gipfel mit fantastischem Panorama. Das er nur 2.999 Meter hoch ist, ist zwar ein kleiner Wermutstropfen, aber hey, meine Nase war auf 3.000 Metern. :)



4. Tag: Pfitscher Joch Haus - Landshuter Europahütte - Vals Touristenrast

Am vierten und letzten Tag geht es leicht bergauf vom Pfitscher Joch zur Landshuter Europahütte. Die Lage und die Geschichte machen diese Hütte einmalig - und der hausgemachte Kuchen ist die optimale Stärkung für Zwischendurch bevor es wieder 1.500 Höhenmeter runter nach Vals geht.

Der Abstieg hatte es etwas in sich… ein paar Schneefelder haben das Queren zum Sumpfschartl zur Herausforderung für die Orientierung gemacht und mehr Konzentration und Kraft gebraucht, als ich kalkuliert hatte. Über die Leiter an der langen Wand geht es dann weiter Richtung Ausgangspunkt, der gleichzeitig auch der Endpunkt der Runde ist. Für Wanderer, die wenig Ausdauer mitbringen ist das besonders fies… man sieht den Talboden schon über 2 Stunden bevor man ihn erreicht. Erst kurz vor dem Erreichen meines Zieles habe ich wieder andere Menschen getroffen; das ist auch einer der Gründe, weshalb die letzte Etappe mein liebster Abschnitt war. Ich bin einfach lieber mit mir allein allein, als einsam unter vielen Menschen. :)



Was ihr wissen solltet:
Ich habe die Hütten Infrastruktur genutzt, einfach weil sie da war und ich im Corona-Jahr auch die lokale Wirtschaft unterstützen wollte. Grundsätzlich würde sich diese Tour auch mit dem Zelt machen lassen, wobei sich die meisten ebenen Flächen, die sich zum Zelten eignen, nahe der Hütten befinden. Bis auf den dritten Tag gibt’s auch recht wenig Wasserquellen, das müsste man bei einer Olperer-Umrundung ohne Hüttenübernachtung beachten und dementsprechend viel Wasser selber tragen. Sobald man beim Tuxer-Joch-Haus in Richtung Zillertal weiter geht, werden die Menschen mehr. Das hält bis zum Pfitscher Joch an; tagsüber habe ich durch meinen zeitigen Start in der Früh niemanden getroffen, abends war die Hütte aber recht voll. Das muss man schon mögen, um sich wohl zu fühlen…

Ich würde die Runde definitiv noch einmal gehen, weil es einfach wunderschön war. Mir waren die Tagesetappen teilweise etwas zu kurz und deshalb würde ich die Peter-Habeler-Runde beim nächsten Mal etwas sportlicher anlegen und in 3 Tagen gehen. Wenn man nicht bei der Olperer Hütte übernachtet und direkt weiter zum Pfitscher Joch Haus geht, ist das für sportliche Wanderer auch locker machbar.

Man braucht auch nicht wahnsinnig viel Essen mit zu nehmen, da eigentlich immer wieder Hütten am Weg liegen, bei denen man zum Essen einkehren könnte. Ich mag aber meine Jause auf meinem Tyvek etwas weiter weg von der Hütte und hab auch nicht auf meinen selbst gemachten Kaffee verzichtet. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden….

Wichtig ist: Dieser Artikel ist keine Anleitung zum Thema „Wie gehe ich die Peter-Habeler-Runde richtig“ - jeder soll die Route nach seinem eigenen Können und der eigenen Kondition richten. Ich war nicht zum ersten Mal alleine in den Bergen unterwegs, bin trittsicher und fühle mich bei ausgesetzten und seilversicherten Stellen wohl.

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