Überraschendes und Gewöhnliches aus Albanien

 

Dies ist einer der Texte, die ich am längsten vor mir hin geschoben habe… nicht, weil mir die Worte fehlen, sondern weil ich unsicher bin, ob ich meine Beobachtungen und Gedanken tatsächlich teilen möchte. Mein Trip nach Albanien war wunderschön, viel schöner und vielfältiger, als ich mir das vorher überhaupt vorgestellt habe. Das Land und die Menschen haben etwas faszinierendes und anziehendes und ich traue mich zu behaupten, dass diese Reise mein Weltanschauung (positiv) geprägt hat.

Möchte ich meine Beobachtungen mit euch und der ganzen Welt teilen? Ja!
Will ich das Albanien von Touristen (zu denen ich ja nun auch einmal gehöre) geflutet wird und seinen Charme verliert? Nein!

… ihr versteht meine Zwickmühle. Aus diesem Grund werdet ihr hier keine Routen, Hotelempfehlungen oder Ausflugsziele finden. Die müsst ihr euch selbst besorgen, wenn ihr überlegt dieses Land zu bereisen.

Gewisse Dinge möchte ich aber ganz bewußt mit euch teilen. Und bin gespannt, welche Beobachtungen ihr in diesem Land gemacht habt oder vielleicht noch machen werdet.

 
# Haarschnitte und Männerparfum
Es scheint so, als ob außerhalb Tiranas die zahlreichen Barber-Shops nur einen Haarschnitt für Männer kennen. Egal ob im Norden, Süden, Osten oder Westen des Landes:  Irgendwie schauen sich alle Männer ähnlich. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich realisiert habe, dass es an der Standard-Frisur liegt. Und passend zur Standard-Frisur gibt es auch ein sehr penetrantes Standard-Parfum.

# Albanien ist ein Raucherland

Überall wo man hinkommt, sitzt, geht, steht oder wartet wird geraucht. Würde man das Land in Raucher und Nichtraucher teilen, wäre es auf der Nichtraucher-Seite ziemlich leer. Gefühlt raucht jeder. Velleicht liegt es an den günstigen Tabakpreisen oder vielleicht schmeckt der Raki mit einer Zigarette einfach besser.

# Fortbewegungsmittel Bus
Vor der Reise nach Albanien haben wir nur wenig zuverlässige Informationen zum öffentlichen Fernverkehr mit Bussen gefunden. Genaue Fahrpläne oder ein modernes Online-Buchungssystem gibt es nicht. Es klappt aber trotzdem einwandfrei mit dem Bus von A nach B zu kommen. Meistens gibt es einen zentralen Busbahnhof (oder eine Straßenkreuzung in Zentrumsnähe) an der die Busse regelmäßig in alle Himmelsrichtungen fahren. Informationen zu Abfahrtzeiten und Preisen bekommt man direkt vor Ort. Wer irgendwo am Weg abgesetzt werden möchte, sagt dem Busfahrer Bescheid. Bezahlt wird in bar und meistens beim Aussteigen.

# Digitales Albanien
Wer sich überlegt in Albanien eine Sim-Karte zu kaufen um rund um die Uhr online sein zu können, sollte sich überlegen, ob sich das wirklich lohnt. Ich habe selten ein Land erlebt, in dem es permanent an jedem Ort einwandfreies und schnelles Internet for free gibt. Jedes Hostel, jede Bar und die meisten Städte bieten freien Zugang zum Internet. Auch in den hintersten Ecken findet man Wifi; sogar an Orte an denen man dies nicht erwarten würde wie zum Beispiel an einem Wasserfall mitten in den Bergen. Kann man jetzt geil finden, oder halt auch nicht.

# Lavazh
Das bedeutet „Autowäsche“ und ist wohl das Wort, welches in Albanien am häufigsten auf Schilder geschrieben wurde. Es ist auch das Lieblingshobby der Albaner. Bei Benzinpreisen von fast 2 Euro pro Liter ist Autowaschen billiger als in der Gegend herumfahren. Wer sein geliebtes Auto regelmäßig putzt und wäscht kann auch sicherstellen, dass der schicke Audi, BWM oder Mercedes auch tatsächlich von der ganzen Nachbarschaft gesehen wird.

# Jeder zweite Mensch in Albanien hat Auslandserfahrung
Sei es als Gastarbeiter in anderen europäischen Ländern nach dem Zerfall des Kommunismus oder als illegales U-Boot. Noch nie habe ich ein Land erlebt, in dem die Menschen so offen erzählt haben, wann und wo und nach wie langer Zeit sie aus welchem Land abgeschoben wurden und wieder nach Albanien zurück kommen mussten. Müsste es eigentlich nicht ein Menschenrecht sein, auf der Suche nach einem besseren Leben für seine Familie überall auf der Welt arbeiten und leben zu dürfen?

# Albanisch ist eine schwere Sprache - ein paar Wörter lernen lohnt sich!
Einfach ist Albanisch für uns als deutschsprachige Menschen ganz und gar nicht. Manchmal braucht es einen ganzen Tag (oder mehr) um sich ein einzelnes Wort einzuprägen. Alle jungen Menschen in Albanien sprechen auch sehr gutes Englisch; das macht es gleich noch ein bisschen schwerer, sich mit der Landessprache auseinander zu setzten. Wer sich aber trotzdem die Mühe macht, kann sich sicher sein, dass sich sein Gegenüber freut.

# Rede niemals schlecht über Raki

Kein Getränk bekommt man in Albanien so oft angeboten wie selbstgebrannten Raki. Manche sind besser (vor allem die in der 2-Liter-Plastikflasche), andere treiben dir die Tränen in die Augen. Grundsätzlich sollte man niemals ablehnen, etwas zu probieren was einem angeboten wird, aber wer nicht aufpasst bekommt öfter’s nachgeschenkt, als einem lieb ist. Mein Tipp: Wer sein Glas nicht austrinkt, wird beim Nachschenken ausgelassen. ;)




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Neuseeland: Beobachtungen vom anderen Ende der Welt

TMB Review - in 7 Tagen rund um den Mont Blanc