Wandern auf Mallorca: Auf dem GR 221 durch die Tramuntana

Für mich persönlich gehört Mallorca zu den schönsten Inseln der Welt: Sobald ich in Palma lande, fühle ich mich fast wie zu Hause. Ich mag die Menschen, das Essen und das Klima - und natürlich auch die Berge auf Mallorca!

Blick zurück auf die Dracheninsel

Der GR221 - ein fast durchgängig markierter Wanderweg von Port d’Andratx nach Puerto de Pollenca - stand schon lang auf meiner Wunschliste. In der klassischen Wandersaison im Frühjahr und im Herbst ist der Trail gut besucht; für mich ist dies aber ein Grund zeitlich auszuweichen und so bin ich im Juli auf Mallorca gelandet. Bei fast 35 Grad und wenig Schatten vielleicht nicht für jeden die optimale Variante, für mich persönlich war es aber die richtige Entscheidung. Während sich die meisten Urlauber an den Stränden aufhalten, hat man die Berge fast für sich alleine!

Grundsätzlich kann man sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf Mallorca sehr gut bewegen. Busse fahren regelmäßig von Palma nach Port d’Andratx und man löst sein Ticket bequem mit der Kreditkarte (Achtung; Beim Aussteigen nicht vergessen „auszuchecken“!). Da es, bis auf öffentliche Brunnen in den kleinen Ortschaften, kein Wasser gibt, sollte man vorsorgen und mindestens 2 Liter Trinkwasser dabei haben.

Es gibt verschiedene Routen, wie man auf den GR 221 einsteigen kann - dh. jeder kann sich auch vorher schon überlegen, wie viele Tage man wandern möchte. Ich habe mich für die Variante von Meer zu Meer entschieden und wollte keinen Kilometer verpassen. Gerade in den ersten 2-3 Tagen ist die Wegführung nicht immer eindeutig markiert und es hilft eine Karte oder eine Wegbeschreibung dabei zu haben. Gleich am ersten Tag auf dem Weg nach St. Elm geht es steil bergauf - das ist schon einmal der erste Konditionstest für alles, was danach noch kommt.

Je nachdem wie schnell man unterwegs ist, kommt man pro Gehtag mindestens einmal durch eine Ortschaft, wo man essen kann oder einen Supermarkt findet. Da man bis auf genügend Flüssigkeit und Snacks nicht viel braucht, sorgt das für einen leichten Rucksack. Ursprünglich wollte ich zwischendurch draußen schlafen (ohne Zelt), ein Waldbrand hat aber bereits am ersten Tag meine vorab grob geplanten Etappen durcheinander gebracht und ich hatte jeden Tag eine Dusche und ein richtiges Bett. Der Trail war kurz nach La Trapa gesperrt und bei einem laufenden Feuerwehreinsatz mit Löschfahrzeugen und Hubschraubern blieb mir nur eine Zwangspause. Das Feuer hat sich selbst entzündet und hat gezeigt, wie trocken es im Juli ist. Innerhalb von wenigen Minuten war es ein großflächiger Brand und ein passieren zu Fuß unmöglich (und lebensgefährlich!). Dank netter Beamten musste ich aber nicht umdrehen, sondern wurde mit einem Polizeiauto ans andere Ende der Brandzone gefahren. Viel zu spät, um abends noch den nächsten Berg hoch zu einem Schlafplatz unter dem Sternenhimmel zu kommen und so bin ich gegen 22 Uhr beim privaten Refugi de ses Fontanelles gelandet.

Es gibt wenige Menschen, die mitten im Sommer den GR221 wandern - aber genau so ein Mädel, welches gleich verrückt ist wie ich, habe ich in dieser Unterkunft kennen gelernt. Wir haben und gleich gut verstanden und unser Wander-Tempo war ähnlich - so haben wir die nächsten 3 Tage bis Sollér gemeinsam verbracht. Für sportliche Wanderer sind die Etappen etwas kurz, aber es lassen sich sehr gut jeweils 2 Etappen zusammen legen. Die Mittagshitze bietet sich für eine lange Siesta an und wir sind trotzdem jeden Abend ohne Stress in den nächsten Ort gekommen. 


Die Landschaft ist wunderschön und die Ausblicke auf die Buchten und das Meer einfach nur fantastisch. Manche Abstiege sind allerdings recht steil und sollten nicht unterschätzt werden. 

 
Die meisten Refugis waren im Sommer geschlossen, deshalb war ein bisschen Flexibilität bei der Art der Unterkunft und beim Preis gefragt. Ich hatte nie Probleme eine Unterkunft zu finden und würde die Route auch immer wieder ohne fixe Reservierungen laufen, um maximal flexibel zu sein. Die kleinen Ortschaften entlang des GR221 haben ihren ganz eigenen Charme… die meisten Touristen kennen wahrscheinlich nur Valldemossa, welches man meiner Meinung nach aber auch links liegen lassen kann. Der eigentlich sehr charmante Ort wurde vom UNESCO Weltkulturerbe erklärt und besteht im Zentrum leider hauptsächlich aus Souvenirläden in schön restaurierten Häusern. Dort zu übernachten muss man sich leisten wollen; mir hat die 0,25 Cola für 4,90 Euro gereicht. In bester Erinnerung werden mir Esporles und Deía bleiben. Deía ist auch bei den Hollywood-Stars beliebt, die Menschen im Ort sind aber herrlich am Boden geblieben und unaufgeregt. So lässt sich die Zeit auf Mallorca richtig genießen!


In Sollér haben sich die Wege von meiner Begleiterin und mir wieder getrennt und ich bin die letzten Etappen auf dem GR 221 solo gewandert. Für mich eine der schönsten Strecken war eindeutig der Abschnitt von Sóller zum Kloster Lluc. Wenn man früh genug los startet, schafft man die Strecke an einem Tag und kann sich beim Aufstieg zum Coll de l’Ofre genügend Zeit lassen. Wenn das Wetter einmal nicht so mitspielt, ist man auf dem Weg über den Pass Coll des Prat aber der Natur ausgeliefert - obwohl der höchste Punkt gerade einmal auf 1200 Metern liegt, habe ich hier mitten im Juli alle meine Klamotten angezogen, die ich im Rucksack dabei hatte. Nebel ist aufgezogen und innerhalb von wenigen Minuten war der Wind so kalt, dass meine Finger ganz steif geworden sind. Dagegen kann man nur eines machen: Schneller gehen und so bin ich viel früher als gedacht beim Kloster in Lluc angekommen. Zum nächsten Refugi wäre es nicht mehr weit gewesen, aber da im Sommer besser zahlende Touristen Vorrang vor Wanderern haben, gab es dort leider keinen Schlafplatz mehr für mich - aber die Nacht in meiner kleinen Zelle im Kloster war auch eine interessante Erfahrung. :)


Je weiter man sich dem Ende des GR221 nähert, desto eintöniger wird der Weg. Es zieht sich ewig gerade aus im Flachen dahin und man geht nahe der Bundesstraße. Die letzten Kilometer von Pollenca ans Meer kann man sich getrost schenken und mit dem Bus zurück legen - außer man steht drauf 7 Kilometer in der prallen Sonne parallel zu einer stark befahrenen Straße zu gehen.

Meine Highlights am GR221:

  • Der Abschnitt von St. Elm über La Trapa bis zum Mirador d’en Josep Sastre
  • ein persönlicher Shuttel-Dienst von der Guardia Civil durch einen gesperrten Abschnitt
  • eine unverhofft gekommene und umso schönere Wanderbekanntschaft
  • der alte Reitweg über Valldemossa, welcher von Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich-Toskana angelegt wurde
  • Nero-Day mit Ausflug an den Strand in Port de Sóller
  • Selbst gekochter Kaffee und eine laaaaange Pause am Cúber Stausee
  • Barfuß im Sand spazieren gehen


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