Freiwillige unter Palmen

Junge Leute, die während ihren Reisen das Budget im Auge behalten müssen, arbeiten immer wieder als Voluntarios - Freiwillige, deren Arbeit nicht mit Geld, sondern mit Unterkunft und manchmal auch mit Essen bezahlt wird.



Auch unzählige Hostels haben ihre Vorteile erkannt und so treffen sich Angebot und Nachfrage an den Traveller-Hotspots.

Auch ich habe diese Form der "Arbeit" schon einige Male gewählt und möchte euch heute ein paar Gedanken dazu mit auf den Weg geben.

Auf den ersten Blick ist dieses Modell genial: Reisen, vor allem wenn man länger unterwegs ist, wird dadurch deutlich günstiger. Für die meisten Freiwilligen ist dies das Hauptargument als Voluntario tätig zu sein. In den meisten Fällen profitiert man aber noch darüber hinaus von diesem kleinen Geschäft unter Palmen: Es ist viel leichter mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, wenn man länger an einem Ort ist. Der kulturelle Austausch ist meiner Meinung nach viel intensiver und auch authentischer - bekommt man doch als Voluntario auch interessante Einblicke, wie kleine Businesses wie Restaurants und Hotels im Ausland "funktionieren". Wer als Freiwilliger tätig ist, verpflichtet sich meistens dazu 2-3 Wochen vor Ort zu sein. Manche Hostels setzten auch ein Minimum von einem Monat voraus, das variiert je nach Hostel. Für manche auch ein wichtiges Argument: Man lernt schnell und einfach andere Reisende und Volunteers aus der ganzen Welt kennen.

Trotzdem sehe ich diese Form von Arbeit nicht ganz unkritisch: Je nachdem wo auf der Welt man als Volunteer tätig ist, entspricht der Wert der geleisteten Arbeit (z.B. ein Bett im Dorm für einen Monat) einem landesüblichen Gehalt. Dies würde bedeuten, dass man Einheimischen die Möglichkeit nimmt, Geld zu verdienen. An manchen Orten werden auch Aufgaben an Voluntarios vergeben, die aus meiner Sicht eigentlich vom Besitzer erledigt werden sollten - gerade in südlichen Länder  wird die Aufgabe das Geld von den Gästen einzutreiben gerne an Voluntarios vergeben. Inklusive Reklamationsmanagement. ;) Damit kann man aber als gestandene Persönlichkeit umgehen - unangenehm wird es, wenn man im Rahmen dieser Freiwilligenarbeit mit giftigen Chemikalien hantieren oder gefährliche Maschinen ohne Schutzkleidung bedienen muss. Je nachdem wie "besitzergreifend" der jeweilige Host ist, verschwimmt auch oft die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Manche Hostelbesitzer tun sich schwer einzuschätzen, welche zusätzlichen Arbeiten und Gefallen sie für das kostenlose Bett noch einfordern können. Aktuell arbeite ich mit einem Tischler aus Frankreich zusammen, der genau so wie ich 20 Stunden pro Woche für sein Bett arbeitet - leider ist es kein Einzelfall, dass er regelmäßig mehr arbeitet und alle möglichen handwerklichen "Sonderaufgaben" übernehmen soll.

Wie kann man das Risiko minimieren als Freiwilliger an eine nicht so tolle Stelle zu kommen? Am einfachsten durch Anschauen und mit den verantwortlichen Personen vor Ort sprechen. Internet-Recherche ist zwar toll, aber ob die Unterkunft und die Aufgaben tatsächlich dem online präsentierten Bild entsprechen, erfährt man erst vor Ort. Eine weitere zuverlässige Informationsquelle sind andere Volunteers - diese können einem Auskunft zu den tatsächlichen Aufgaben und Arbeitszeiten geben. Außerdem rate ich jedem, dass er sich den zugewiesenen Schlafplatz vorab anschaut. Mein bisheriges Negativ-Highlight waren 2 Doppelbette für 4 Leute, unter freiem Himmel, eingepfercht zwischen einem Backofen einer Bäckerei (noch mehr Hitze in der Nacht!) und einer Hauswand, ohne Ventilator und ohne Licht und nur durch einen Vorhang vom entsprechenden Hotel getrennt. Ihr könnt euch also vorstellen, wo ich NICHT schlafe. :)

Wenn man mit einem Hostel eine mündliche Vereinbaung getroffen hat, sollte man sich auch daran halten - man kann nicht nach 3 Tagen abhauen, wenn man vorher für einen Monat zugesagt hat. Außer der Host hält sich nicht an versprochene Leistungen oder Absprachen. Aber gerade in der Karibik braucht man oft ein bisschen Geduld. Probleme wie zum Beispiel eine nicht funktionierende Dusche erledigen sich oft von selbst - in dem man zum Beispiel einfach die von den Gästen benutzt, mit warmem Wasser und täglicher Reinigung durch das Reinigungspersonal. :)

Und wie immer gilt: Idioten gibt es überall, das können Hostelbesitzer oder auch andere Volunteers sein - es menschelt halt durch und durch...

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