CDMX inside: Kann man in Condesa tatsächlich das echtes Mexiko erleben?

Wenn man Suchmaschienen im Internet zu angesagten Vierteln in Mexiko City befragt, stößt man garantiert auf Condesa. Wunderschöne Fassaden aus der Kolonialzeit, tolle Parkanlagen und die berühmte Avenida Amsterdam, welche den Parque México umrundet.

Condesa ist ein richtiges Hipster-Viertel: Wer nicht knöchelfrei oder mit getrimmtem Vollbart unterwegs ist, fällt hier eindeutig auf! Das vegane Frühstückslokal ist hier direkt neben dem schicken Designerladen und dem durchgestylten Buchladen, der natürlich nur café organico im Angebot hat. Im Park flanieren die schicken Herrchen mit ihren herausgeputzten Pudel und führen ihren café para llevar spazieren.

Wenn man in dieses Universum eintaucht, hat man nicht das Gefühl mitten in der Metropole Ciudad de México zu sein. Das Viertel könnte genauso 1:1 auch in Paris oder Wien angesiedelt sein. Um dem "echten" Mexico in dieser Gegend zu begegnen, muss man genau hinsehen und sich mit den Menschen (vornehmlich jene, deren Hosen über die Knöchel gehen) unterhalten.

Insgesamt habe ich eine Woche im Herzen von Condesa verbracht - und dank meiner Freundin Silvia mehr kennen lernen dürfen, als die hippen und durchgestylten Bistros. Ihre Familie stammt auf dem Umland und hat schon vor vielen Jahren, als man sich noch mit einem durchschnittlichen mexikanischen Jahreseinkommen eine kleine 2-Zimmer Wohnung im Hinterhof leisten konnte, hier ein kleines Domizil gekauft. Ihre Nachbarn und Freunde stammten bis vor Kurzem auch noch aus Mexiko - das ändert sich aber rasend schnell. Investoren haben das Geschäft mit den Gringos für sich entdeckt und fast jede Wohnung, die in den letzten Jahren am Markt war, wurde an einen Ausländer verkauft. Auch kein Wunder bei den Immobilienpreisen in Condesa - diese können locker mit Innsbruck mithalten - welche kein durchschnittlicher Mexikaner bezahlen kann. Außerdem haben in Innsbruck Eigentumswohnungen standardmäßig eine Heizung; so etwas zählt hier zur Luxusausstattung. Und dabei kann es in CDMX auf über 1600 Metern nachts schon ganz schön frisch werden...


Eine der Glücklichen mit einer Heizung ist die Schriftstellerin Rosa Nissan. Ein echtes Original, welches ich kennen lernen durfte. Nächstes Jahr wird sie 80 Jahre alt und hat schon ihr ganzes Leben im Viertel verbracht. Auch sie beobachtet die Veränderungen in Condesa: Das Verschwinden der kleinen Handwerksläden, die Wandlung des Marktes von einem Nahversorger zu einer künstlichen Touristenattraktion und die Verdrängung der ursprünglichen Bewohner. Aber Gott sei Dank gibt es sie noch!

Am Wochenende ist Platz für alle im Parque México: Menschen aller Hautfarben, Tänzer, Familien mit Kindern, Akrobaten, die wohl einzigartige Hunde-Stitter-Station und jede Menge Musiker.... und nur ein paar Minuten entfernd an der Metro Station Chilipalango kann man innerhalb von 10 Gehmetern sich die Schuhe putzen lassen, frische Tacos essen oder eine Fake-Rolex kaufen.



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